Gerade läuft wieder die euro-scene, und in mir steigen unschöne Erinnerungen ans letztjährige Festival auf. Da schlugen die Wogen wegen eines palästinensischen Theatermannes hoch. Niemand hatte sein Stück gesehen, aber man hatte gehört, er sympathisiere mit der Boykott-Bewegung BDS gegen israelische Waren.
Mehrere Fraktionen überboten sich in ihren Forderungen nach Absetzung des Stückes oder Streichung der Kulturförderung. Als ich, frisch vereidigt und etwas naiv, vor den Gefahren für Kunst- und Meinungsfreiheit warnte, bekam ich ein temperamentvolles Plädoyer für die deutsche Staatsräson zu hören und musste mir vorwerfen lassen, ich verharmlose Antisemitismus. Plötzlich stand ich ganz schön blöd und einsam da.
Inzwischen ist bei manchem ein wenig Nachdenklichkeit eingekehrt. Also Schwamm drüber? Nein, denn die nächste Empörungswelle kommt bestimmt, und überhaupt lehrt uns diese Geschichte eines: Wir möchten uns um Kindergärten und Verkehr kümmern, aber immer wieder grätscht uns das Weltgeschehen dazwischen. Das wird auch so schnell nicht aufhören.
Was, wenn Hunderte Flüchtlinge aus Gaza in Leipzig eintreffen, mit ihren Albträumen und ihrer Wut? Und wird es uns 2026 gelingen, das Themenjahr zur jüdischen Kultur gemeinsam würdig zu gestalten – ohne aufgeregte Stellvertreterdebatten?






